Journalist F. geht zur Ausstellung von Künstler Irgendlink
Irgendwann erwischt es jeden Künstler und er muss seine Werke in der Galerie B. vorstellen. So ging es jüngst auch Künstler Irgendlink, der dafür eigens ein ganzes Jahr viel Fleiß und Mühe verwendet hat, ein spezielles Kunstwerk für diese Ausstellung zu schaffen. "Schaffe doch einfach ein unlösbares Labyrinth!" hatte ihm Wissenschaftler Frankendlink geraten, während er einen monströsen Plan ausrollte. Lange schaute Irgendlink auf die Zeichnung und murmelte: "Ich verstehe!"
Eines der zahlreichen Kunstwerke von Künstler Irgendlink, die das B.-Labyrinth zeigen. Eine Sammlung lustiger kleiner Fotos, die Heimatkunde greif- und erlebbar machen.
Natürlich ist etwas ganz anderes daraus geworden, als sich Wissenschaftler Frankendlink in seiner bekannterweise perfiden Art ausgedacht hat. Aber das ist eine andere Geschichte voller Leidenschaft und Kampf, eine Geschichte, in der Künstlerseelen brodeln und Wissenschaftler den Boden der Tatsachen verlassen müssen. Kurz, eine Geschichte, die hier gar nicht erzählt werden soll.
Mords was los bei der Vernissage von Künstler Irgendlink. Auch putzige Männer waren da. Leider, wie nicht anders in der Galerie B. gewohnt, nur wenige.
Erzählt werden soll aber von der exorbitanten Vernissage, mit der man das Kunstwerk von Künstler Irgendlink, das B.-Labyrinth genannt, der Öffentlichkeit vorstellte. Leicht hätte er mit seinen Bildtafeln die gesamten Galerieräume tapezieren können. "Viel zu langweilig, da muss Abwechslung rein!" meinte jedoch Galerist B. und zog seine Stirne in Falten. "Da nehmen wir noch Fotograf L. und das frischgebackene Ehepaar W. Die malen auch sehr schön. Und als Krönung kommt noch eine geheime Ausstellung von mir selbst hinzu!"
"Die wichtigsten Werke sind natürlich die von mir selbst!" berichtete Galerist B. einem erstaunten Vernissagegast.
Gesagt getan. Und so durften die Vernissagegäste neben Fotos und hübsch bemalten Holztafeln auch die Überreste von Dampfkochtöpfen bewundern, die Galerist B. in seiner Eigenschaft als begeisterter Hobbykoch zur Explosion gebracht hatte.
Eines der ersten explodierten Dampfkochgeschirre von Galerist B. Noch klein, aber exzellent zerborsten.
Schon größer und bemerkenswert verformt. Hier sollte Erbsensuppe gekocht werden, als es zur unvermeidlichen Explosionskatastrophe in der Küche der Galerie B. kam.
Und hier die Krönung der Ausstellung. Die Detonation dieses Spaghettikochtopfes löste eine Art Erdbeben in der barocken Umgebung der Galerie B. aus. Seitdem sind einige der Nachbargebäude einsturzgefährdet.
Während sich Journalist F. noch staunend und bewundernd den Kunstwerken des Galeristen widmete, hatte Künstler Irgendlink ganz andere Probleme. Denn er musste mit illustren Vernissagegästen über seine Werke plaudern.
"Ja, ja, vor dem Krieg hatte ich auch mal einen Fotoapparat. Ich habe immer gerne Fotografiert, junger Mann!" erzählte dieser redselige Herr. In den folgenden beiden Stunden komplettierte er die Erzählung seiner Lebensgeschichte, während Künstler Irgendlink geduldig zuhörte.
"Sie haben eindeutig unser Haus fotografiert, ohne uns um Erlaubnis zu fragen, verehrter Künstler Irgendlink!" sprach die nette Dame zum Schöpfer des B.-Labyrinths, auf dem viele Häuser und Straßen der Umgebung abgebildet sind. "Es hätte viel zu lange gedauert, wenn ich jeden Hausbesitzer gefragt hätte!" konterte der fleißige Fotokünstler gekonnt. "Papperlapapp!" war die Antwort. "Die anderen sind mir egal. Mich hätten Sie fragen müssen. Basta!"
Schließlich ging es mit der Ankündigung, das Essen sei bald fertig, ins traditionelle Esszimmer der Galerie B. Ständig kamen neue Zahlen der zu erwartenden Gästeschar per SMS in die Küche. "Acht Personen" – "Jetzt sind es 14" – "Bitte für 19 decken". 19 Gäste an einem Tisch, der, wenn gut bestuhlt 12 Personen fassen kann, zudem die Aussicht, dass sich um die Beine der übereinander gestapelten Gäste auch noch fünf wild gewordene Hunde – Journalist F. berichtete bereits – tummeln sollten, das wurde selbst dem stressresistenten Journalist F. zu viel. Und so verabschiedete er sich unauffällig und ließ etwas mehr Platz am Tisch. Die restlichen 18 hungrigen Vernissagebesucher dürften es ihm sicherlich gedankt haben.
"Kommen Sie ruhig zum Essen. Wo 18 Platz finden, bringen wir auch 19 unter!" akquirierte Galeristin B. weitere Gäste.
Aber kurz vor der Abreise entdeckte Journalist F. noch eine Sensation: das Geheimnis der Kochkünste von Galerist B wurde gelüftet.
Hier stehen also die köstlichen Rezepte, die Galerist B. ebenso stets wie vergebens zu kochen versucht!